Sendemanuskript: Preußen - Chronik eines Deutschen Staates
6. Republik, Nazi-Herrschaft und Untergang (1918 - 1947)

Autoren: Ute Bönnen und Gerald Andres

Anmoderation

Der Kaiser ist verjagt. Die Revolution hat gesiegt. Für Preußen so scheint es - hat das letzte Stündlein geschlagen. Doch Totgesagte leben länger. Noch einmal überdauert der Begriff Preußen eine Zeitenwende. In der Republik von Weimar erlebt Preußen eine letzte, eine demokratische Blüte. Das mag manchen versöhnlich stimmen nach all dem Kasernenton und Kanonendonner. Vorhang auf für den letzten Akt, das große Finale. Doch sei vorweg gesagt, es gibt, wie so oft in der Geschichte, kein Happy End.

0:00

Reihenvorspann

0:30

(0:33) November 1918. Die Revolution ist ausgebrochen

0:40

Arbeiter und Soldatenräte haben die Macht übernommen. Der Kaiser hat abgedankt und ist geflohen

0:57

Und was wird aus Preußen? Durch Kriege ist es groß geworden, geht Preußen jetzt nach einem verlorenen Krieg unter?

1:16

Friedhof

Folgentitel

1:31

Häuser

Aber Preußen ist mehr als nur das Königreich der Hohenzollern. Das sind auch Menschen, die sich als Preußen fühlen. Viele warten darauf, dass die unruhigen Zeiten zu Ende gehen und ihr Kaiser endlich zurückkehrt.

1:48 Moderation

Katharina Thalbach:

Der Kaiser ist ein braver Mann, doch leider nicht zu Haus. Und mancher gute Bürgersmann, der zieht sein Schnupftuch raus, und der beweint ganz tränennaß den kaiserlichen Bann, ... und sonst noch was, und sonst noch was, was ich nicht sagen kann.

Nein, gut waren die Zeiten nicht. Aber neu waren sie. Es war nämlich vorbei mit dem ... Zack... Zack und Marsch. Jetzt wollte man sich amüsieren, wenn man konnte. Und Preußen, Preußen. Der Kaiser saß nicht mehr hier auf seinem Stammplatz. Nein, der saß jetzt in Holland und hackte Holz. Aber was soll denn das für ein Preußen sein, ohne Monarchen, ohne Schingdarassa bum, ohne Paraden, ohne Garderegimenter, ohne die schneidigen Leutnants und ohne den ausgedienten Unteroffizier, der jetzt in einer Amtsstube sitzt und das Publikum rumkommandiert wie Rekruten. Oh!!! Oder sollte Preußen wirklich zivil werden? Ja!!! Mm .. Mm..

Da saßen sie ja noch auf ihren Gütern, die von X-ens und Pritzens und Witzens und von O-weh und waren pleite wie immer und spielten die großen Herrn wie immer, wenn sie in Berlin mal so richtig einen drauf machen wollten. In der Regierung saßen jetzt andere Leute, die waren aus der Arbeiterklasse. Oder sind das etwa keine Preußen?

3:42

Republikgründungsfeier

(3:37) Die Feiern zu Ehren der Republik unterscheiden sich nicht allzusehr von den Festlichkeiten des Kaiserreichs

Aber es soll ein neuer Geist einziehen. Viele Anhänger der jungen Demokratie wollen Preußen in mehrere Länderzerschlagen, oder die alten Bundesländer überhaupt zugunsten eines Einheitsstaats abschaffen.

4:08

Klammer Versailles

Die Siegermächte, die in Versailles über das Schicksal Deutschlands verhandeln, sehen in Preußen einen Hauptschuldigen am Krieg.

4:18

Klammerfilm Korridor

Sie fordern nicht nur hohe Reparationen von Deutschland. Preußen, das so lange für ein zusammenhängendes Staatsgebiet gekämpft hatte, wird wieder entzwei geschnitten. Große Teile Westpreußens gehen an Polen, Danzig wird freie Stadt.

4:35

Abgesehen von den Reichslanden Elsass und Lothringen gehen alle deutschen Gebietsverluste nach dem Ersten Weltkrieg auf Kosten Preußens.

4:49

Mosel

(4:51) Ganz Deutschland links des Rheins und einige rechtsrheinische Gebiete sind von den Siegern besetzt. In den preußischen Rheinprovinzen fördern sie nach Kräften separatistische Bestrebungen, - beliebt waren die protestantischen Preußen aus dem entfernten Osten hier ohnehin nie.

5:13

Köln, Adenauer

(5:16) Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer fordert die Gründung einer rheinischen Republik innerhalb oder außerhalb des Deutschen Reiches. Andernfalls würde Frankreich das linksrheinische Gebiet einfach annektieren.

(5:29) Doch letztlich finden die Politiker nur zu dem Kompromiss, nichts am Zuschnitt der deutschen Länder ändern.

5:34

Lippe-Detmold

Sogar die winzigen Fürstentümer mitten in Preußen, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe, Waldeck, und wie sie alle heißen, bleiben als eigene Bundesländer erhalten.

5:47

ostelbische Landschaft

(5:50) Gefahr droht der jungen Demokratie vor allem aus den ländlichen Gebieten im Osten.

(6:00) Hier hat sich wenig geändert seit dem Sturz der Monarchie, vor allem nicht in den Köpfen, die Regierenden in Berlin werden als "Novemberverräter" beschimpft

6:11

Kapp-Putsche

Im März 1920 putschen nationalistische Freikorps unter der Führung des ostpreußischen Landschaftsdirektors Wolfgang Kapp und besetzen Berlin. Die Reichswehr tritt ihnen nicht entgegen: "Truppe schießt nicht auf Truppe."

(6:29) Ein Generalsstreik zwingt die Putschisten in die Knie, Arbeiterbewegung und demokratische Parteien zeigen eine Einigkeit, die später nie wieder zustande kommt.

6:40

Landtag, Braun

Kurz darauf wählt der preußische Landtag den Sozialdemokraten Otto Braun, einen kantigen Königsberger, zum Ministerpräsidenten. Er wird das Amt mit einigen kurzen Unterbrechungen bis zum Ende Preußens als demokratischer Staat behalten.

6:58

Rathenau, Zeitungen, Kleinstadt

Wie gefährdet die Demokratie noch immer ist, beweist der Mord an Reichsaußenminister Walther Rathenau durch einen rechten Geheimbund.

(7:11) Doch das Attentat löst einen Meinungsumschwung aus. Die Anschläge der rechten Verschwörer gehen auch vielen Konservativen im Bürgertum und in der Provinz zu weit.

(7:25) Die preußische Regierung nutzt den Stimmungsumschwung und säubert die Verwaltung von offenen Gegnern der Republik.

7:37

Adler

(7:44) Aber die Sehnsucht nach dem alten Preußen ist bei vielen noch sehr lebendig.

7:53

Karte

Ruhrbesetzung

Weil Deutschland einige Reparationsverpflichtungen nicht erfüllt hat, besetzen 1923 französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet.

(8:05) Preußen und das Reich verlieren die Einnahmen aus einer wirtschaftlich äußerst wichtigen Region. Der Boykott aller französischen Befehle wird ausgerufen, die deutschen Staatskassen zahlen riesige Summen als Streikunterstützung, an Löhnen und Pensionen. Nur wenig können die Besatzer aus dem widerstrebenden Gebiet herausholen

8:31

Häuser

Der Ruhrkampf und die Reparationen ruinieren die Finanzen. Die Inflation galoppiert. Den Widerstand an der Ruhr können sich Preußen und das Reich nicht mehr leisten.

8:43

Adenauer, Braun

Der Kölner Oberbürgermeister macht wieder den Vorschlag, das besetzte Gebiet von Preußen abzutrennen, - solange das Land seine Verpflichtungen nicht erfüllen kann. Otto Braun beharrt auf der Einheit.

Der fintenreiche Rheinländer und der knorrige Ostpreuße sind sich spinnefeind. Adenauer kann sich nicht durchsetzen.

9:04

In den Kasernen sitzen die alten Militärs. Sie rüsten heimlich entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrags und schmieden Putschpläne. Sie führen einen ständigen Kleinkrieg mit dem preußischen Innenminister Carl Severing, denn der Sozialdemokrat will das Militär nicht als Staat im demokratischen Staat hinnehmen.

9:25

O-Ton Severing

9:46

Adler

Doch der traditionelle Respekt vor dem Militär sitzt tief. Die wechselnden Reichsregierungen decken die Eskapaden der Reichswehr.

10:04

Ebert-Beerdigung

1925 stirbt der sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert. Seine Nachfolge wird zu einer wichtigen Weichenstellung

10:13

Wahlkampf

Im ersten Wahlgang bewirbt sich Otto Braun als Kandidat der Sozialdemokraten. Keiner der Bewerber erringt eine Mehrheit.

(10:27) Braun verzichtet - anders als der KPD-Bewerber - auf eine weitere Kandidatur. Er will die Stimmen der demokratischen Parteien gegenüber den Konservativen und den Nationalisten nicht zersplittern.

10:38

Doch den zweiten Wahlgang gewinnt knapp der Kandidat der Deutschnationalen: Der achtundsiebzigjährige ehemalige Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, der Sieger von Tannenberg, wie er noch immer genannt wird. (11:00) Hindenburg tritt ein Amt an, dem die Verfassung von Weimar große Machtbefugnisse einräumt.

11:24

Katharina Thalbach:

Das war ein Ding, da wählen die Leute im Grunde genommen, denjenigen, der ihnen diese ganze Suppe eingebrockt hatte, der hatte den Krieg verloren und dann die Zivilisten vorgeschickt, als es an=s Auslöffeln ging.

Zum Präsidenten der Republik Weimar wählen die Leute ausgerechnet jemanden, der diese Republik gar nicht wollte. Hindenburg war Monarchist, der hätte am liebsten den Kaiser wieder geholt. Mit so einem Ding lief der manchmal rum. Pickelhaube. Mit Hindenburg hatten die Leute ihren Ersatzkaiser. Einen großen weißhaarigen, würdevollen Großvater, der außerdem schon so alt war, dass er überhaupt nicht mitkriegte, was um ihn herum ablief, oder nicht mitkriegen wollte.

12:03

(12:18) Die Toten des Krieges recken drohend die Faust und fordern Rache. So stellt das ein Kriegerdenkmal dar, das im Beisein Hindenburgs eingeweiht wird.

Doch der Militärputsch, den viele gefürchtet haben, tritt nicht ein. Der Reichspräsident hält sich exakt an die Buchstaben der Verfassung.

12:40

Die Konflikte zwischen der Reichswehr und der preußischen Regierung verschärfen sich. Es kommt zum öffentlichen Skandal, weil ein Hohenzollernprinz an Manövern teilnimmt. Innenminister Albert Grzezinski deckt verbotene Aufrüstung der Militärs auf.

13:01

Land

In Ostpreußen blüht eine nationalistische Subkultur, gefördert von Gutsherren, Militär und rechtsgesinnten Beamten.

13:14

1927 wird dort zur Erinnerung an Hindenburgs Sieg über die Russen zu Beginn des Weltkriegs das Tannenberg-Denkmal eingeweiht.

Hindenburg bekommt von Industriellen und ostelbischen Landbesitzern das Gut Neudeck in Ostpreußen geschenkt. Er lebt nun hauptsächlich in dort, dem Einfluß und den Einflüsterungen seiner Nachbarn ausgesetzt.

13:38

Osrelbische Landwirtschaft

Die Idylle in den landwirtschaftlichen Gebieten östlich der Elbe ist trügerisch. Das liegt nicht nur an den politischen Umtrieben. Der Ertrag vieler Güter reicht nicht aus, den Lebensstil ihrer Besitzer zu finanzieren. Sie sind hochverschuldet.

(14:06) Angebaut werden auf den kargen Böden meistens einfache Massenprodukte, und die werden anderswo günstiger produziert.

Seit Jahrzehnten lassen sich die ostelbischen Grundherren schon von ihren Standesgenossen in den Ministerien subventionieren. Immer wieder fließen staatliche Mittel in dieses Fass ohne Boden. Der preußische Ministerpräsident Otto Braun war früher Organisator der Landarbeitergewerkschaft in Ostpreußen . Er kennt die Verhältnisse, - den Dünkel und das Anspruchsdenken der Herren.

(14:39) Während Hindenburg die Reichsregierungen daran misst, wie sie seine Nachbarn auf den Rittergütern unterstützen, will die preußische Regierung bäuerliche Familienbetriebe fördern. Hilfsgelder werden für Siedlungsprogramme verwendet, nicht zur Entschuldung der Landgüter und ihrer Herren.

14:58

Maschinen

Fabriken

(15:06) Der Handlungsspielraum für die preußische Regierung wird immer geringer. Die Weltwirtschaftskrise erschüttert Deutschland.

(15:26) Viele Menschen hatten angefangen, die neuen, demokratischen Verhältnisse zu akzeptieren. Das kommt jetzt wieder ins Wanken

15:36

Mietskasernen

Opfer der Krise machen das "System" für das Elend und die Probleme verantwortlich.

15:46

Demonstrationen

(15:52) Die Politik wird immer mehr auf die Straße getragen. Man demonstriert, ob Studenten oder Frauen.

16:06

Reichsbanner

Und die meisten marschieren im Gleichschritt, auch das SPD-nahe "Reichsbanner schwarz-rot-gold", das die Weimarer Republik verteidigen will.

(16:17) Alle politischen Strömungen bauen Wehrorganisationen auf, alle rüsten sich für den Fall eines Bürgerkriegs.

16:26

Die Kommunisten bereiten sich im Rotfrontkämpferbund auf den entscheidenden Kampf vor. In den bürgerlich-demokratischen Parteien und den Sozialdemokraten sehen sie Gegner, Steigbügelhalter der Nazis.

16:43

Stahlhelm

(16:46) Die Monarchisten und Nationalisten marschieren im "Stahlhelm".

(16:55) Stahlheimeinheiten üben auch in der entmilitarisierten Zone, die der Versailler Vertrag vorschreibt, - Das ist ein Gesetzesbruch, deshalb verbietet die preußische Regierung den rheinischen Stahlhelm. Hindenburg, immerhin Schirmherr der Organisation, ist empört.

17:13

Höfe Straßenkampf

7:44

SA-Verbot

Das soziale Elend radikalisiert die Bevölkerung, die preußische Regierung kämpft gegen rechts und links. 1929 hat sie sich mit hartem Vorgehen gegen 1. Mai -Demonstranten in Berlin den tiefen Haß der Kommunisten zugezogen. Zu dieser Zeit betrachtet die KPD ohnehin die Sozialdemokratie als Hauptfeind.

Im Mai 1930 verbietet die preußische Regierung ihren Beamten die Mitgliedschaft in der NSDAP und in der KPD, und im April 1932 erreicht sie sogar, dass die Reichsregierung die SA für illegal erklärt.

17:49

Braun

O-Ton Braun

1:24

Neues Palais

Aber fürchtet ein Preuße Hunger, Not und Tod? Das Wort "Preußen" steht auch dafür:

18:32

Friedrich II.

Fredericus - Zitat

19:06

Karikaturen, Adler

(19:09) Bei der Premiere von "Das Flötenkonzert von Sanssouci, einem aus einer ganzen Reihe von "Fredericus-Rex-Filmen, entbrennen heftige Straßenschlachten zwischen Nazis und den linken Gegnern des Films.

19:24

Im Juni 1932 wird die SA wieder zugelassen. Das ist eine der ersten Amtshandlungen der neuen Reichsregierung, des Kabinetts Papen. Es wird auch "Kabinett der Barone genannt.

19:41

Vier Wochen später geht ein alter Wunschtraum der ostelbischen Junker in Erfüllung.

Gestützt auf eine Notverordnung des Reichspräsidenten erklärt Papen die Preußische Regierung für abgesetzt. Reichswehr marschiert im Regierungsviertel auf, um die offenkundig verfassungswidrige Aktion durchzusetzen.

19:57

Regierung, Finanzministerium, Höfe

Die Minister rufen nicht die preußische Polizei zum Schutz der verfassungsmäßigen Regierung gegen das Militär.

(20:12) In den Arbeitervierteln Berlins bricht kein Generalstreik los. Viele sehen in dem Putsch nur eine weitere politische Querele, während sich in Wirklichkeit ja doch nichts ändert.

(20:28) Der Streit um die Rechtmäßigkeit des sogenannten "Preußenschlags" wird vor den Gerichten ausgetragen.

20:36

SA marschiert

... und der erledigt sich im Januar 1933. Die Nazis sind an der Macht.

20:44

Braun

Otto Braun, "der rote Zar", geht am 4. März ins Schweizer Exil.

20:50

Potsdam, Garnisonkirche

(20:54) Die Nationalsozialisten spannen Preußen für ihre Propaganda ein. Im März 1933 soll der "Tag von Potsdam" zeigen, dass die preußische Tradition hinter ihrem Regime steht

21:09

O-Ton Hindenburg

21:34

Tag von Potsdam

(21:40) Preußens Ruhm und Ansehen soll die Nazis respektabel machen. Preußische Prominenz zeigt sich gemeinsam mit den Schlägern und Mördern von SA und NSDAP.

(22:08) Feldherren der untergegangenen Monarchie treten noch einmal in ihrer alten Uniform auf

22:14

Foto Neues Palais

Neben den Feierlichkeiten laufen schon die Vorbereitungen zur Gleichschaltung der Länder. Um die preußische Verwaltung kümmert sich als Ministerpräsident und Innenminister Herrmann Göring:

22:29

O-Ton Göring

22:59

Altes Preußen

Preußen ist keine eigenständige politische Einheit mehr. Aber es gibt noch ein anderes Preußen als das der Nazis und der kaiserlichen Generäle, ein Preußen der moralischen Grundsätze.

Der Anteil der Preußen beim Führungspersonal der NSDAP ist auffällig gering.

23:19

Kriegsbeginn

Einmarsch Polen

Flak

Doch in der Wehrmacht kann Hitler auf Loyalität zählen. In harten Zeiten ist ein Preuße treu, und die Soldaten sind auf den Führer vereidigt.

(23:36) Außerdem holt der Überfall auf Polen altes preußisches Gebiet zurück, und die einmarschierenden Soldaten werden von den dort lebenden Deutschen begeistert begrüßt.

(23:54) Nachdenklich werden viele erst, als die militärische Niederlage abzusehen ist.

24:06

Buchenwald

Auch bei ihren Verbrechen greifen die Nazis zur preußischen Tradition. Der preußische Wahlspruch "suum quique" - "jedem das Seine" steht am Tor des Konzentrationslagers Buchenwald.

(24:21) Widerstandskämpfer werden im Gebäude des preußischen Kammergerichts abgeurteilt

24:25

O-Ton

24:41

Viele, die schließlich Widerstand leisten, kommen aus alten Offiziersfamilien oder aus der konservativ und traditionell preußisch geprägten Beamtenschaft.

24:56

Adler

(25:07) Preußen hatte in seiner Geschichte mehrmals kurz vor dem Untergang gestanden und war wie durch ein Wunder doch noch gerettet worden. Je näher die Niederlage rückt, desto öfter greift die Nazi-Propaganda auf diese Kapitel der preußischen Geschichte zurück.

25:30

Vereidigung

(25:36) Kurz vor der endgültigen Niederlage werden Hitlerjungen im Hof des Neuen Palais für den Endkampf vereidigt. Dass auch in aussichtloser Lage kein Opfer vergebens ist, verkündet der aufwendig gedrehte Film "Kolberg":

25:50

O-Ton Gneisenau

26:13

Kriegsende

Ruinen

Kammergericht

Deutsche gibt es nach dem Krieg noch. Aber Preußen existiert nur noch auf dem Papier, es gibt auch keine preußische Verwaltung mehr.

Im preußischen Kammergericht tagt der alliierte Kontrollrat. Er löst im Februar 1947 Preußen als "Hort des Militarismus" offiziell auf.

26:33

Katharina Thalbach:

Pflichtbewußtsein und Gehorsam gegenüber der von Gott gegebene Obrigkeit, das gehörte zu Preußen. Und Nüchternheit, Sachlichkeit, Opferbereitschaft, darum geht es immer wieder, aber wo ist die Grenze des Gehorsams? Wo kommen sich Pflicht und Gehorsam in die Quere? Oder Gewissen und Gehorsam? Auch hier im Theater. Nehmen wir z.B. den Dichter Heinrich von Kleist - alte preußische Familie - und seinen Prinzen von Homburg, der handelt einem Befehl zuwider und siegt und wird trotzdem

verurteilt. Typisch preußisch waren jene Soldaten, die sich nicht am Putsch gegen Hitler beteiligt haben, obwohl sie die Katastrophe sahen. Ein preußischer Feldmarschall meutert nicht. Typisch preußisch waren die Attentäter, die ihrem Gewissen gefolgt sind, ihre Pflicht erfüllten und dafür sogar den Tod in Kauf nahmen.

Typisch preußisch waren aber auch jene Militärs, die den Aufstand niedergeschlagen haben, gemäß Eid und Befehl und weiterkämpften bis zuletzt und ... damit ist Preußen schließlich auch von der Landkarte verschwunden.

28:11

Abspann

28:40

Ende

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