Karte 1922

Albert Grzesinski

geboren28.7.1879 in Treptow/Tollense (Pommern)

gestorben31.12.1947 in New York

Metalldrücker

5.10.1926 bis 28.2.1930 preußischer Innenminister und 1925/26 sowie 22.10.1930 - 1932 Berliner Polizeipräsident

Der 1879 in Pommern als Albert Lehmann geborene Grzesinski war der uneheliche Sohn eines Berliner Dienstmädchens. Nachdem er zuerst bei den Großeltern in Pommern aufgewachsen war, kam er 1884 nach Berlin, wo er nach dem Besuch der Gemeindeschule das Metalldrückerhandwerk lernte. 1892 nahm er den Namen seines Stiefvaters, Grzesinski, an. Nachdem er 1897 in den freigewerkschaftlichen Deutschen Metallarbeiter-Verband eingetreten war, fuhr er im Auftrag der Gewerkschaft nach Offenbach am Main und begann dort eine Karriere als Funktionär. Zuerst lernte er, die Institutionen der Sozialversicherung geschickt für die Interessen der Arbeiter zu nutzen. Dann organisierte er in Kassel, wohin er inzwischen gewechselt war, den Zusammenschluss verschiedener Verbraucherverbände zur Kriegsfürsorge. Nach Kriegsende wurde er an die Spitze des Kasseler Arbeiter- und Soldatenrats und später auch in die preußische verfassungsgebende Versammlung gewählt. Von 1919 bis 1933 gehörte er ununterbrochen dem preußischen Abgeordnetenhaus an. Grzesinski begann, sich für die Verwaltung auf höherer Ebene zu interessieren und wurde Mitte 1919 Unterstaatssekretär im Preußischen Kriegsministerium. Dann wurde er mit den schwierigen Aufgaben der Demobilisierung und der Verhinderung von Preiswucher betraut, nachdem er 1920 den Posten des Reichswehrministers abgelehnt hatte. 1925 übernahm er das Amt des Berliner Polizeipräsidenten, als seine Bedingung, der Republik feindlich gesinnte Beamte zu entlassen, erfüllte worden war. Auch während seiner Zeit an der Spitze des Preußischen Innenministeriums (Staatsministrium) von 1926 bis 1930 war ihm eine die Republik stützende Personalpolitik ein großes Anliegen. Seine Gesetzesvorlage, die zur Eingliederung der Gutsbezirke in die Landkreise bewirkte und somit den Gutsherren die Polizeigewalt nahm, machte ihn in rechten Kreisen besonders verhasst. 1930 trat er nach einer massiven Kampagne der politischen Rechten wegen einer persönlichen Affäre zurück, aber Ministerpräsident Otto Braun wollte bei der Verteidigung der Republik auf den machtbewussten, tatkräftigen Grzesinski und dessen Organisationstalent nicht verzichten und ernannte ihn wiederum zum Berliner Polizeipräsidenten. 1933 floh Grzesinski zuerst nach Frankreich, dann nach Amerika, wo er in verschiedenen Exilorganisationen aktiv war. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich noch einmal als Metalldrücker. Noch bevor er nach Deutschland zurückkehren konnte, starb er 1947 in New York.

Albert Grzesinski