Karte 1803
Albrecht Daniel Thaer Friedrich Ludwig August von der Marwitz Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein Friedrich Wilhelm III. von Preußen Freiherr von Hardenberg

1804    Ein Niedersachse soll die preußische Landwirtschaft auf den neuesten Stand bringen

Albrecht Daniel Thaer aus Celle, der als der fortschrittlichste Landwirtschaftsexperte seiner Zeit gilt, ist in preußische Dienste getreten. Er soll nun die preußische Landwirtschaft, die vor sich hindümpelt, komplett umkrempeln. Er erwirbt im Barnim das Rittergut Möglin, aus dem er einen Musterbetrieb machen will. Statt der Dreifelderwirtschaft, die zu ausgelaugten Äckern und zu einem kümmerlichen Viehbestand führt. Thaer fordert einen modernen Fruchtwechsel, neue Kulturpflanzen, Düngung und die Viehhaltung in Ställen. Er erprobt die Bearbeitung des Bodens mit modernen, von ihm konstruierten mechanischen Ackergeräten, wie Schwingpflug und Kartoffelhacke.

Er will eine fundamentale Neuordnung der Verhältnisse auf dem Lande: die endgültige Abschaffung der Leibeigenschaft und damit freie Bauern, die auf eigenem Land wirtschaften. Davon erhofft er sich eine auf höhere Erträge ausgerichtete Motivation. Er stösst damit auf Zustimmung der beiden Minister vom Stein und von Hardenberg aber bei den preußischen Junkern auf hartnäckigen Widerstand.

Dennoch gibt es einige unter ihnen, die den Vorteil der Thaerschen Ideen erkannt haben und diese umsetzen. So tut sich besonders Helene Charlotte von Friedland hervor. Die gebildete Gutsherrin führt gemeinsam mit ihrem Schwiegersohn, dem Grafen von Itzenplitz, auf ihren Gütern Friedland und Kunersdorf die Koppelwirtschaft, eine Merinoschafzucht und eine neue Rinderrasse ein. Und sie überlässt den Bauern größere Teile ihres Landes und wandelt Frondienste in Geldabgaben um. Selbst den konservativen Junker Friedrich Ludwig August von der Marwitz hat Thaer überzeugt. Auch er wendet auf seinem Gut die neuen Methoden an. Reformen allerdings lehnt er weiterhin strikt ab.

Als nächstes eröffnet Thaer unter der Schirmherrschaft des Königs in Möglin eine landwirtschaftliche Akademie, die spätere Königlich Preußische Akademie des Landbaus, die erste landwirtschaftliche Hochschule Deutschlands. Der Lehrbetrieb, der im Oktober 1806 beginnen sollte, wird allerdings vorerst ausgesetzt, da von den 21 Studenten nur 3 erschienen sind. Alle anderen sind zu den preußischen Fahnen gerufen und marschieren gegen die Franzosen. So muss Thaer vorerst mit wenigen Getreuen weiter experimentieren. Auf seinem Programm stehen u.a.: der Anbau neuer Pflanzensorten, Versuche mit von ihm konstruierten, detaillierten Futterplänen für`s Vieh. Sein besonderes Augenmerk gilt dem Züchten von hochwertigen Merionoschafen, was ihm den Titel „Wollkönig“ einbringt.

Gutsarbeiter und Inspektor bei der Heuernte

Pflügender Bauer