Karte 1922

1903: Wilhelm II. gründet die Firma Telefunken

Collage  Guglielmo Marconi Karl Ferdinand von Braun in seinem Labor  Werbeplakat der Firma Telefunken  Titelblatt der Telefunken-Zeitung  Wilhelm II., Deutscher Kaiser  Ferdinand Braun  Werner von Siemens

Im Juli 1897 machen sich an der Turmspitze der Sacrower Heilandskirche bei Potsdam unter größter Geheimhaltung zwei Erfinder zu schaffen. Professor Adolph Slaby und Georg Graf von Arco montieren eine Antenne auf das Dach des Glockenturms. Nur einige hundert Meter weit entfernt, an der Glienicker Brücke, befindet sich die Gegenstation. Dann der große Moment: Es sprühen Funken, es knattert und knallt - die beiden Ingenieure haben die drahtlose Nachrichtenübertragung erfunden, die Funkentelegraphie.

Die großen Elektrokonzerne AEG und Siemens streiten sich um die Patente, bis der Kaiser Wilhelm II ein Machtwort spricht:

„Da habe ich schließlich den Siemens und den Rathenau von der AEG solange mit den Köpfen zusammengestoßen, bis sie sich vertragen haben!“

Auf ausdrücklichen Wunsch Kaiser Wilhelms II. gründen Siemens, Braun und AEG am 27. Mai 1903 in Berlin eine Gesellschaft für drahtlose Telegraphie. Als Warenzeichen wird die Telegrammadresse der Braun-Siemens-Gesellschaft gewählt: Telefunken.

Der Berliner spottet: "Und als man von oben deutlich gewunken, schuf man die Gesellschaft Telefunken.“

Das Zeitalter des Radios hatte schon im Jahre 1886 begonnen, als Heinrich Hertz der Nachweis elektromagnetischer Strahlung gelang. Elf Jahre später begann der Italiener Guglielmo Marchese Marconi aus Bologna damit, Radiowellen zur drahtlosen Übermittlung von Informationen zu nutzen. Er experimentierte aber nicht mit Stimmen oder Musik, sondern mit Morsezeichen. 1906 bewies der Amerikaner Reginald Fessenden, dass auch Stimmen übertragen werden konnten. Die ersten Versuche dessen konnten im Umkreis bis zu 100 Kilometern empfangen werden.

In der Geburtsstunde des Radios, vor allem im Ersten Weltkrieg, lebt die deutsche Funkindustrie von den Aufträgen des Militärs, um Kolonien in Übersee Mitteilungen zukommen zu lassen. Auf die Idee, Unterhaltungsrundfunk auszustrahlen, kommt man damals noch nicht. Erst am 29. Oktober 1923 um 20 Uhr wird in Deutschland aus dem Gebäude der Schallplattenfirma VOX AG Berlin die erste Radiosendung übertragen.