Karte 1763

14. Juni 1733: Soldatenkönig zwingt Sohn zur Heirat

Collage Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, Kronprinzessin von Preußen  Kronprinz Friedrich (II.) von Preußen Antimachiavell Vermählung des Kronprinzen Friedrich mit Elisabeth Christine von Braunschweig zu Salzdahlum am 12. Juni 1733  Ansicht von Schloss Rheinsberg Reinsberg Schloss Rheinsberg

Nach drei Monaten Haft in Küstrin leistet der Kronprinz den Eid "blindlings den väterlichen willen und Ordres zu befolgen". Er wird daraufhin am 19.November 1730 freigelassen, muss aber in Küstrin bleiben. Er erhält jährlich 2700 Taler Budget für Wohnung, Heizung, Kost und acht Domestiken. Als Referendar lernt er im Küstriner Kammerkollegium die preußische Wirtschaftsführung kennen. 1733 heiratet der Kronprinz auf Befehl des Königs Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, von der selbst der Vater sagt, dass sie weder hässlich noch schön sei. Das Urteil der Königin fällt in anderer Hinsicht noch härter aus:

„Die Prinzessin ist schön, aber dumm wie ein Bund Stroh und ohne die geringste Erziehung. Ich weiss nicht wie sich Friedrich mit dem Dummbart vertragen wird.“

Friedrich, der eher junge Männer als Frauen liebt, hatte vorher angekündigt:

„Wenn ich heirate, heirate ich als Mann von Lebensart, d.h. ich lasse Madame ihrer Wege gehen und tue meinerseits, was mir gefällt. Und es lebe die Freiheit!“

Andererseits zeigt er sich aber von den Freuden im Bett durchaus begeistert. In Briefen schwärmt er von einer "Brunftzeit", dem "wunderschönen Leib" und dem "zuckersüßen Vötzchen" der Gattin.

Der Vater hat dem jungen Paar zunächst das Berliner Kronprinzenpalais und dann das Schloss Rheinsberg zur Verfügung gestellt. Hier weitab von Berlin, frönt Friedrich seinen Leidenschaften, Musizieren, Philosophieren, Diskutieren, Schreiben. Champagnerfeste, Maskenbälle, Konzerte, Theateraufführungen wechseln am Rheinsberger Hof einander ab. Alles ohne höfische Etikette, ein fast demokratischer Musenhof. Zum Hofstaat gehören Bürgerliche, Adlige, einfache Soldaten, Musiker, Künstler. Einer der Gäste, ein Baron von Bielefeld schreibt an einen Freund:

„Ich verlebe hier wahrhaft entzückende Tage. Eine königliche Tafel, ein Götterwein, eine himmlische Musik, köstliche Spaziergänge, sowohl im Garten, als im Walde, Wasserfahrten, Zauber der Künste und Wissenschaften, angenehme Unterhaltung: Alles vereinigt sich in diesem feenhaften Palaste, um das Leben zu verschönern.“,

und berichtet anschließend von einer zügellosen Champagnerorgie.

In Rheinsberg beginnt Friedrich den Briefwechsel mit dem Kultschrifsteller der europäischen intellektuellen Szene, dem Philosophen Voltaire. Hier entsteht auch Friedrichs polemische Schrift gegen Fürstenwillkür, der "Antimachiavell".

Der nahezu romantische Tugendkatalog für den Idealfürsten wird, noch bevor er gedruckt ist, von der Wirklichkeit überholt. Der Thronfolger tut genau das, was er im Buch verurteilt. Er beginnt die verlustreichste Kette von Kriegen dieses Jahrhunderts.